90 Jahre altes Gemeindehaus hat eine bewegte Geschichte

Über ein wichtiges Ereignis für die Kirchengemeinde Rengsdorf berichtete die Neuwieder Zeitung am 13. Dezember 1928: die Einweihung des Fritz-Henkel-Jugendheims in Rengsdorf. Bereits am Vorabend der Feier am 7. Dezember wurde das Fest mit Glockengeläut und Turmblasen des Posaunenchors eingeleitet.
 


Das evangelische Gemeindehaus, wie es in den Anfangsjahren aussah.

Nach dem Festgottesdienst, bei dem Generalsuperintendent Stoltenhoff die Predigt hielt, begab sich laut dem Zeitungsbericht ein Festzug unter Beteiligung von Kommerzienrat Fritz Henkel, dem 81-jährigen Stifter des Gebäudes, des Fürsten Friedrich zu Wied und des Präses der Rheinischen Provinzialsynode D. Wolff aus Aachen durch die festlich geschmückten Straßen zum Neubau. Auch der Vertreter des Landrats, der Schulrat und Bürgermeister Fischborn begleiteten den Festzug, gefolgt von einer großen Anzahl an Einwohnern. Architekt Walter Furthmann übergab im Auftrag des Stifters den Schlüssel an den Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, Superintendent Knappmann. Seiner Weihepredigt schloss sich ein Rundgang durch das Haus sowie über den Spiel- und Sportplatz an. Dabei geriet der Reporter ins Schwärmen: „Gelegen an Rengsdorfs Hauptverkehrsader ... bildet dies herrliche Bauwerk in seiner stilvollen, vornehmen Einfachheit mit seiner edlen klassischen Formgebung, seiner prächtigen, gediegenen Innenausstattung eine wahre Zierde für seine Umgebung und gereicht sowohl dem hochherzigen Stifter, Kommerzienrat Fritz Henkel, als auch dem von ihm mit der Bauausführung beauftragten Architekten Furthmann zu höchster Ehre. Tief empfundenen Dank und lebhafte Anerkennung gebührt ferner dem kunstsinnigen Gartenarchitekten Hardt aus Düsseldorf, der es verstanden hat, seinen Auftrag, diesen Prachtbau mit entsprechenden, reizenden Gartenanlagen zu zieren und ihm einen herrlichen, weiten Spiel- und Sportplatz anzugliedern, auf dem man alle nur erdenklichen Spiel- und Turngeräte nebst einem herrlichen Springbrunnen und freundliche, weiße Ruhebänke bemerkt, in so vorzüglicher, mustergültiger Weise zu erledigen, daß die Umgebung des Jugendheims trotz des kalten Winters einen lieblichen, frühlingshaften Eindruck macht." Auch die Festgäste seien von der klassischen Formgebung, der gediegenen Innenausstattung sowie vom anziehenden Außenbereich begeistert gewesen, meinte der Berichterstatter.

Den Abschluss des Festtages bildete eine musikalische Nachfeier in den Sälen des Hotels „Zum Weinstock" ab 16 Uhr, bei der auch der 81-jährige Fritz Henkel das Wort ergriff. „Aus Liebe zur Jugend, zum kommenden Geschlecht" habe er diese Begegnungsstätte gestiftet.

90 Jahre lang war das Haus, so wie es der Reporter hoffte, ein „Kristallisationspunkt kirchlich-christlichen Lebens". Trotz der Umbenennung in „Evangelisches Gemeindehaus" ist der Name seines Stifters vor allem bei den älteren Mitbürgern noch gegenwärtig.

 

So sieht das Gemeindehaus heute aus.
... mehr Fotos davon gibt es hier zu sehen: Ev Gemeindehaus heute    
Fotos der Fenster des Ev. Gemeindehauses     

Quelle:
RZ Kreis Neuwied vom Samstag, 15. Dezember 2018, Seite 14 zurück