Rengsdorf - Ein allgemeingeschichtlicher Rückblick

Ein kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Entstehungsgeschichte von Rengsdorf, seinen Wandel im Laufe der Jahrhunderte und seine kulturelle Bedeutung ist besonders interessant, da wir es mit einer über 1100-jährigen Ortschaft zu tun haben. Wie anders könnte der Gast althergebrachte Traditionen und Eigenarten seiner Umgebung verstehen ?

Der Ort liegt mitten im ursprünglichen Kern des Engersgaues, einem unserer ältesten frühgeschichtlichen Gaue, im nordwestlichen Teil des ehemaligen römischen Dekumatenlandes und seines an den Limes anschließenden Grenzlandes. Dieser Landstrich ist eng verknüpft mit der Entstehungsgeschichte des ersten ostfränkischen Reiches, das unter Ludwig dem Deutschen (843 bis 876) entstand. Im Staatsarchiv in Koblenz befindet sich die Gründungsurkunde (M.U.B.I. Nr. 80), aus der hervorgeht, dass der Zehntbezirk der alten Pfarrei St. Castor in Rengsdorf am 29. August 857 durch den Trierer Erzbischof Thiegaud (Diekos) abgegrenzt wurde. Die Urkunde ist eine der ältesten des Engersgaues (vorher nur Rodenbach / Steimel 773, Nassau 790 und unser Nachbarort Meinborn 821). Es ist dies die erste Abgrenzung eines Zehntbezirkes in diesem Gau, eine Tatsache, die nicht nur kirchengeschichtlich bedeutsam ist, sondern durch die Urkunden werden geschichtliche Zusammenhänge erhellt. Man denke nur an Probleme der frühfränkischen Siedlungs- und Sippengeschichte der alten, hier im Gau ansässig gewordenen Edelherrengeschlechter. Der Gau ist schon vorher als Zehntland durch die ausgedehnte Güterbewirtschaftung der Römer im Rheintal kulturell von Bedeutung gewesen. Durch Funde „auf der Löw", am nördlichen Waldrand von Rengsdorf, mit Beigaben aus dem 7. Jahrhundert ist bewiesen, dass die Franken schon früh nach ihrer Landnahme (260) hier siedelten. Der Ortsname läßt sich ableiten aus dem Namen des Franken „Rangingar", der zweifellos ein Edler aus einer sehr alten Edelsippe des rechtsrheinischen Vorlandes war und hier seiner Dorf- und Sippengemeinschaft in der „Villa Rengeresdorf" (5. / 6. Jahrhundert) vorstand. Der weitere Weg des Ortes durch die Geschichte ist nur bruchstückhaft zu verfolgen. Am 1. April 1252 willigte der Domprobst und das Domkapitel ein, dass der Trierer Erzbischof dem Stift St. Castor zu Koblenz, die Kirche in Rengsdorf, die demselben als Eigentum gehörte, inkorporieren (einverleiben) möge.

Am 2. April 1404 verpfändete Graf Wilhelm zu Wied seinem Bruder die Grafschaft Wied bis Rengsdorf. 1532 trat das Stift St. Castor zu Koblenz seine Rechte dem Erzbischof von Trier ab, und dieser überließ sie 1570 dem Grafen von Wied. Der letzte katholische Pfarrer von Rengsdorf war Peter Breid, der im Jahre 1564 durch Johann von Heyen, dem ersten evangelischen Pfarrer abgelöst wurde. 1616 trat eine neue Kirchenverordnung für die Grafschaft in Kraft. Am 31. Oktober 1617 wurde das erste Reformationsfest der Gemeinde gefeiert.

Im 30-jährigen Krieg wurden Ort und Kirche nach alten Berichten schwer heimgesucht, und die Bewohner mußten mehrfach in den umliegenden Wäldern Zuflucht suchen. Im 18. Jahrhundert umfaßte das Kirchspiel Rengsdorf die sechs Ortschaften Rengsdorf, Hardert, Bonefeld, Melsbach, Datzeroth und Ehlscheid mit dem Hofe Gommerscheid. Es gab für sämtliche Dörfer nur eine und einen Lehrer. Die Kirche, sowie Pfarr- und Schulgebäude befanden sich in einem schlechten Zustand. Die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde waren offenbar so schlecht, dass sie die Gebäude nicht wieder herstellen konnte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte die Gemeinde sehr unter den Franzosen zu leiden. Wie die Chronik berichtet, raubten diese u.a. aus der Kirche die im Turm sorgfältig versteckten Kollektengelder der Jahre 1794 bis 1797 und beschädigten das Pfarrhaus erheblich. 1902 wurde unter großen Opfern ein neues Pfarrhaus und 1904 eine neue Kirche gebaut. Von der alten Kirch blieb lediglich ein Teil des 1,5 Meter dicken Turmes, der mindestens 1000 Jahre alt ist, erhalten. 1912 richtete man eine Krankenpflegestation, 1913 eine Kleinkinderschule mit zwei Kindergärten, 1916 eine Haushaltungsschule und 1917 eine Bücherei ein. Die folgenden Jahrzehnte standen ganz im Zeichen der Entwicklung des Kurortes Rengsdorf.

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