KPD-Schule kaum beachtet

In Rengsdorf hielten Kommunisten einst Seminare ab - Ein wenig bekanntes Kapitel der Ortsgeschichte

 

Am Römergraben richtete die KPD Anfang der 50er-Jahre eine Schulungsstätte ein.

Foto: Archiv Rolf Weingarten

Wer weiß noch, dass sich in Rengsdorf Anfang der 50er-Jahren eine Schulungsstätte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) befand? Am Römergraben, im ehemaligen „Haus Viktoria" mit dem gleichnamigen Café, richteten die Kommunisten nach dem Zweiten Weltkrieg die Johnny-Scheer-Schule ein.

Der Vorstand der Partei in Düsseldorf hatte die Johnny-Scheer-Schule in Rengsdorf eingerichtet, nachdem am bisherigen Standort Schloss Wildungen der Pachtvertrag ausgelaufen war. Sie diente vor allem der Ausbildung von Gruppenfunktionären der KPD, teilweise auch von Mitgliedern der Kreisvorstände. Die Lehrgänge dauerten in der Regel zwei Wochen.

Die KPD wurde seit dem Kaiserreich in manchen Teilen der Gesellschaft als „anrüchig" betrachtet. Zu den Nachbarn im Ort hatten Schüler und Lehrer ein „korrekt freundliches Verhältnis". Bei den Tanzabenden in einer nahen Gaststätte waren sie stets gern gesehene Gäste. Zwei junge Frauen aus Rengsdorf haben ihre späteren Ehemännern unter den Seminarteilnehmern gefunden.

Ob die Johnny-Scheer-Schule bereits vor dem KPD-Verbot im August 1956 ihre Pforten wieder schließen musste, fehlen genaue Angaben. Fest steht lediglich, dass eine junge Rengsdorferin vom 1. Januar 1951 bis zum 31. Dezember 1952 dort als Haushaltshilfe sozialversicherungspflichtig beschäftigt war. Der KPD-Vorstand gab die Einrichtung nach einer Hausdurchsuchung der Polizei im Rahmen des Parteiverbotsverfahrens auf. Im Januar 1953 öffnete sie allerdings wieder - als Landesparteischule für die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz. Dann verliert sich die Spur. Heute - im Jahr 2006 - befindet sich in dem Gebäude am Römergraben ein Zahnlabor.

Colette Brosig

RZ vom 11.11.2006

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